Die Geschichte der Kinderfahrzeuge ist deutlich älter als die Geschichte der echten Autos. Schon ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurden noble Pferdekutschen im Maßstab für Kinder nachgebaut, ein Ziegenbock oder auch ein großer Hund vorgespannt und schon begann die aufregende Fahrt der Kleinen durch den Schlosspark oder einen vornehmen Landsitz.
In England und Frankreich gab es Veloziped – Pferde mit Hand- oder Fußkurbelantrieb. Ab 1850 konnte man sehen, wie die Knirpse wohlhabender Familien schon mal „Herrenreiter“ übten. Die ersten Holländer aus der Zeit um 1880 waren eine Kreuzung aus Draisine und Kutsche.
Um 1920 kamen die ersten motorbetriebenen Fahrzeuge auf den Markt und schon wurden diese für Kinder en miniature von Manufakturen in den USA und Frankreich nachgebaut. In Deutschland entstanden um 1900 die ersten Tretautos. Wohlhabende Eltern ließen sie von Handwerkern und Fahrradfabrikanten in Kleinserie für ihre Söhne anfertigen.
Die Karosserie der »Blechspielzeuge«, wie die mit Muskelkraft bewegten Autos im Kleinformat damals genannt wurden, bestand meistens aus Holz, das Fahrgestell in der Regel aus Stahl und die Speichenräder waren ungefähr die gleichen wie bei Velos.
Ein solch großes Blechspielzeug kostete damals knapp 100 Mark, was einem durchschnittlichen Monatslohn eines mittleren Angestellten entsprach.
Zunächst wurden diese Tretautomodelle keinem bestimmten Vorbild nachempfunden. Erst später überboten sich die verschiedenen Hersteller hinsichtlich der Detailtreue und erkannten das Tretauto als Instrument der Markenbindung in der Kinderstube.
André Citroen spielte hier eine Vorreiterrolle. Sein Wunsch war es, die ersten drei Wörter eines Kindes sollten »Mama, Papa und Citroen« sein.
Es gab in mehreren Ländern Europas bekannte Tretautohersteller, wobei Frankreich hier eine dominierende Rolle einnahm.
Um die Mitte der 20er Jahre entstanden sogenannte Junior Cars, Kinderautos mit Elektro- oder Ottomotor angetrieben. Diese Fahrzeuge wurden meist im Maßstab 1:2 den jeweiligen Automarken nachempfunden.
Die drei außergewöhnlichsten Fahrzeuge dieser Epoche sind: BUGATTI BABY von Ettore Bugatti, CITROENETTE von Andre Citroen und der ROLLS ROYCE von Lines Brothers, alle drei mit Elektroantrieb.
Wobei wir hier den Bereich Spielzeug verlassen und uns auf dem Gebiet der automobilen Leidenschaft befinden.
Bis Ende der 1930er Jahre waren diese Einzelstücke für die durchschnittliche Familie unerschwinglich.
Kinderfahrzeuge werden bis heute noch in allen Formen, ob aus Kunststoff oder auch Stahlblech hergestellt, jetzt auch zu erschwinglichen Preisen.