https://auction.nicola-ac.de/catalog125/
Entstehung einer Sammlung
Die Wurzeln von Menschen, die am Ende des 2. Weltkrieg geboren wurden, sind geprägt von Mangel. Während mein Vater bis zu meinem 4. Jahr abwesend – in Gefangenschaft – war, bestand meine Spielewelt aus Alltagsgegenstände, z. B. das Feuerholz aus dem Kohlenkasten. Unter diesen Voraussetzungen wurde ich erfinderisch und mit dem Material Holz vertraut. In der weiteren Kindheit faszinierte mich zudem noch jede Form von Mechanik.
Später konnte ich in meiner Berufsausbildung im Automobilbereich viel Know-how erlangen und im Studium weiter vertiefen. Bis zur Wende arbeitete ich als Entwicklungsingenieur bei der ehemaligen „Auto Union“.
Meine Freizeit war gefüllt mit Motorsport, Umbauten an Fahrzeugen, Entwicklung alternativer Fortbewegungsmöglichkeiten aber, auch mit der Liebe zum Alten, zu alten Bauernmöbeln.
Nach der Wende begann eine neue Etappe in meinem Leben. Mein Hobby wurde zum Beruf. Ich restaurierte nicht nur alte Bauernmöbel, sondern auch Spielzeug und Erzgebirgische Volkskunst. Die „Manufaktur der Träume“ in Annaberg war das erste große Projekt, bei der ich maßgeblich inhaltlich und gestalterisch beteiligt war.
Das „Depot Pohl Ströher“ war eine Herausforderung, die sich anschließend ergab. Hier konnte ich neben der Restaurierung von Volkskunst auch meine technischen Kompetenzen beim Aufbau mechanischer Weihnachtsberge einbringen.
Bei einem Trödler entdeckte ich die Reste eines bespielten und einst geliebten Tretautos. Sofort entstand die Idee, es zu restaurieren und zu erhalten. Eine neue Leidenschaft mit weitreichenden Folgen war geboren.
Die räumlichen Gegebenheiten im „Depot Pohl Ströher“, ermöglichten es, auch eine wachsende Sammlung restaurierter Kinderfahrzeuge öffentlich zu präsentieren.
Es ergaben sich neue Kontakte und damit wieder neue interessante seltene Kinderfahrzeuge. Neben dem Aufspüren der Sammelobjekte begann ein Konservieren, Restaurieren, Dokumentieren und Forschen zu den Fahrzeugen und ihrer Geschichten.
Sicher wurden durch die Entbehrungen in der Kindheit und Jugend dieses Sammler-Gen geweckt und später zur Sammelleidenschaft entwickelt.
Bei der Arbeit mit diesen historischen Objekten und dem Wunsch, auch einmal etwas für die Nachwelt zu erhalten, entstand in den folgenden Jahren eine Sammlung von ca. 220 historischen Kinderfahrzeugen von den Anfängen um 1860/80 bis in die Gegenwart.
Schwerpunkte dieser Sammlung sind deutsche Fahrzeuge aller Hersteller, sowie ausgewählte Fahrzeuge aus Europa, und die in der Mitte der 20er Jahre entstandenen Junior Cars. Die drei außergewöhnlichsten Fahrzeuge dieser Epoche sind: „BUGATTI BABY“ von Ettore Bugatti, „CITROENETTE“ von Andre Citroen und der „ROLLS ROYCE“ von Lines Brothers, alle drei mit Elektroantrieb. Wobei wir hier den Bereich Spielzeug verlassen und uns auf dem Gebiet der automobilen Leidenschaft befinden.
Jetzt befinde ich mich in einem Alter, in dem ich mich um eine Nachfolge und Weiterführung der Sammlung bemühen muss.
Kommerzielle Interessen habe ich zu keiner Zeit verfolgt.
Eine Zerschlagung der Sammlung kam für mich nie infrage, da diese Sammlung historischer Kinderfahrzeuge aus Deutschland und speziell Sachsen in der heutigen Zeit nicht mehr aufzubauen ist. Es würde eine Kultur- und Industriegeschichte für immer verloren gehen.
Leider habe ich in den vergangenen zwei Jahren keinen entsprechenden Interessenten gefunden.
Nun vertraue ich darauf, dass diese einmalige Sammlung durch die kompetente Vermittlung des Auktionshauses Ni Cola aus Ladenburg neue Liebhaber finden wird. Termin: 15. November 2024, ab 17 Uhr
https://auction.nicola-ac.de/catalog125/
Die gesamte Sammlung bleibt aber in Form eines virtuellen Museums – www.hollers-kinderfahrzeuge.de – erhalten und wird zukünftig weiter ausgebaut und ergänzt.
Eckart Holler – Chemnitz, im Oktober 2024